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Rückersdorfer Schloss ist verkauft

Erster Bürgermeister Johannes Ballas und Käufer Michael Worst
Erster Bürgermeister Johannes Ballas und Käufer Michael Worst

Die Spatzen pfeifen es seit Wochen von den Dächern. „Das Schloss soll verkauft sein“, wurde hinter vorgehaltener Hand spekuliert. Und in der Tat, das Rückersdorfer „Tucherschloss“ ist verkauft.

Ich gehörte vor einigen Jahren - wie viele andere auch - zu den Vorsichtigen, zu den Kritikern, als das Thema Schlossverkauf erstmals im Gemeinderat angesprochen wurde. Als verkanntes Kleinod, welches als erhaltenswert eingestuft werden müsse, haben wir den Bereich im Osten der Schlossgasse, hinter der Sparkasse Rückersdorf gelegen, bezeichnet. Gerade die Besucher des Weinfestes und des Schubkarrenrennens, welches am Kirchweih Dienstag durch den Schlosshof führt, können diese Aussage uneingeschränkt nachvollziehen. Ganz zu schweigen von den Gästen des sogenannten Heimatmuseums, welche in den letzten Jahren zwar weniger geworden, doch im Zuge der Besuche nach wie vor von dem tollen Ambiente schwärmten.

Wie oft in solchen Fällen, verbindet man auch das ehemalige Anwesen derer von Tucher, mit einer ganz speziellen Art von Romantik und sieht darin das was vordergründig ins Auge sticht und jenes, was man sehen will. Eine wunderschöne Blumenpracht, die im Sommer durch unsere Bauhofmitarbeiter angelegt und durch die gute Seele des Museumsvereins, Elfriede Berger (bis vor einigen Monaten zusammen mit dem kürzlich verstorbenen Georg Berger), gehegt und gepflegt wird. Ein schönes Fachwerk, welches in der Sonne den Glanz aus früheren Zeiten wiederspiegelt. Eine Schlosswiese, die grün eingerahmt mit Ihren hohen, schattenspendenden Bäumen bei jeder Veranstaltung die Nähe zur Rückersdorfer Hauptverkehrsader B14 vergessen lässt.

Wer einen zweiten, einen prüfenden Blick auf das Ensemble geworfen hat, dem offenbaren sich die Bereiche, die mit Pracht, Romantik, und Glanz auch im Entferntesten nichts gemein haben. Drei, vier, ja teilweise fünf unterschiedliche Arten der Wandbeschichtungen, die dem an der Schlossgasse gelegenen Herrenhaus zwischenzeitlich zu einer natürlichen Lüftung verholfen haben. Riesige Löcher durchsieben die Wände. Dachstühle die dem Wetter der letzten Jahrhunderte Tribut zollen und die Last der Dachziegeln kaum mehr tragen können. Dachziegeln, die - ebenfalls wetter- und altersbedingt - ihren Dienst versagen und dem Regenwasser den freien Lauf ins Innere der Gebäude nicht mehr verwehren können. Geschossböden, die nur mit äußerster Vorsicht - am besten mit Schuhen jenseits der Größe 80 - zu begehen sind, da sonst die Gefahr besteht sich in der nächsttieferen Etage wieder zu finden. Wasserleitungen, die in regelmäßigen Abständen die Keller von innen fluten, da sie den Druck nicht halten können. Türen, Fenster, Treppen, Sanitäranlage, Heizung, Stromversorgung, …………….., die Liste der sanierungsbedürftigen Gewerke ist unendlich.

Dass es sich bei dem Areal, in unrenoviertem Zustand, finanziell um ein Fass ohne Boden handelt und die Renovierung/Sanierung die Möglichkeiten der Gemeinde übersteigt, diese Erkenntnis ist nicht neu. 

Im Jahr 1991, als die Gemeinde alleinige Eigentümerin des Areals wurde, erstellte man ein Gesamtnutzungskonzept und ein Modernisierungsgutachten. Nach zahlreichen ergänzenden Gutachten und Untersuchungen (Tragwerk, Garten, Haus, Putz usw.) scheiterte die Sanierung an unterschiedlichen Gründen. Insbesondere der Änderung der Zuschussrichtlinien des Städtebauförderungsgesetzes (die dahingehend geändert wurden, dass Einzelobjekte nicht mehr gefördert wurden) sowie den drastischen Einnahmerückgänge der Gemeinde war es geschuldet, dass die geplante Sanierungsmaßnahme auf unbestimmte Zeit zurückgestellt wurde.

Anfang 2012 nutzte Altbürgermeister Peter Wiesner die Gelegenheit, mit Herrn Prof. Dr. Dietz von der Georg-Simon-Ohm Hochschule Nürnberg, ins Gespräch zu kommen und die Möglichkeit eines Wettbewerbs der Architekturstudenten/innen zu diskutieren. Gesagt getan, ein Wettbewerb zur Erstellung eines Nutzungskonzeptes wurde gestartet. Nach einigen Monaten der intensiven Arbeit, wurden unterschiedliche Konzepte des Schlossareals aufgezeigt, die den Gemeinderat in die Lage versetzen sollten, eine sinnvolle Entscheidung zur weiteren Nutzung zu treffen. Die Qualität des Areals sollte gestärkt und der Wohnwert der Gemeinde Rückersdorf weiter gesteigert werden. Die Studentinnen und Studenten konnten tragfähige Ideen ausarbeiten, die von Kultur- und Bildungszentrum, über Neue Mitte Rückersdorf und Wohnatelier Schloss Rückersdorf, bis zum Kulturspeicher Rückersdorf reichten. Unterschiedliche Konzepte, vielfältige Varianten, doch eins war allen gemein, sie setzten einen enormen finanziellen Aufwand voraus. Grobe Schätzungen lagen nicht unter einem zweistelligen Millionenbetrag, der weder seinerzeit noch heute durch die Gemeinde zu tragen war und ist. Die Suche nach finanzkräftigen Partnern blieb ergebnislos.

Es folgten 2016 die ersten vorsichtigen Überlegungen zum Verkauf. Wie eingangs erwähnt nicht zur Freude aller Verantwortlichen. Ein vorschneller Verkauf, eine Verschleuderung des Besitzes, oder gar die Überlegung sich für den bekannten „1€“ aller Sorgen, Problem und notwendigen anstehenden Investitionen zu endledigen, wurde von vielen kategorisch abgelehnt. Nach wie vor war der Gemeinderat in Teilen grundsätzlich für den Bestandserhalt, mit mindestnotwendiger Sanierung und Erhalt des Heimatmuseums im wesentlichen Kern, doch einigte man sich nach Abwägung aller Gesichtspunkte auf die Veräußerung. Wichtig und als in alle Gespräche und Verhandlungen zu berücksichtigen, war die Forderung, „die Bedeutung des Ensembles soll nicht zerstört werden“.

In den vergangenen Jahren gab es hier und da Bewerber, die mal mehr mal weniger Interesse bekundeten. In der Regel waren alle Interessenten an einem Abriss- oder Teilabriss der Gebäude und an der Bebauung der Schlosswiese interessiert. Da sich dies, abhängig von den Vorgaben des Gemeinderates und aufgrund der Denkmalschutzvorgaben, nicht realisieren ließ, scheiterten die Gespräche meist in frühen Stadien.

Über das ImmobilienCenter der Sparkasse Nürnberg, welche mit der Vermarktung des Anwesens betraut war, kam es im Herbst des vergangenen Jahres zur ersten Kontaktaufnahme mit dem jetzt neuen Besitzer. Aus einem gemeinsamen, seit 1997 betriebenen Architekturbüro heraus - welches zwischenzeitlich an die nächste Generation übergeben wurde - haben die beiden Inhaber ein „weiteres Betätigungsfeld“, als Entwickler eigener Immobilien aufgebaut. Herr Michael Worst und sein Geschäftspartner haben seit dem Jahr 2005 vielfältige, meist denkmalgeschützte Immobilien erstanden, überwiegend zu Wohnzwecken saniert und im Bestand der eigenen GbR vermietet.

Die ersten Gespräche sowie der beginnende Austausch der jeweiligen Wünsche und Ziele gestaltete sich sehr positiv. Aus diesen Gesprächen heraus wurden durch die Interessenten einige Varianten aufgezeigt. Aufgrund der vielversprechenden Wirkung folgte die Einladung, mit der Bitte um Präsentation, in eine Gemeinderatssitzung. Nach der Gemeinderatssitzung am 22.02.2021, in welcher Herr Worst seine Pläne mit dem Schlossareal vorstellte, wurde ich von einigen Gemeinderäten gefragt, warum ich denn nicht gleichermaßen euphorisiert sei, wie die übrigen Mitglieder des Gemeinderates. Mir waren die Präsentation und die Vorstellung der Umsetzung schlichtweg zu perfekt, um nicht noch einen Pferdefuß zu besitzen.

Ein Pferdefuß tauchte nicht auf. Will heißen, die weiteren Verhandlungen gingen ins Detail und die Vorgaben/Wünsche der Gemeinde wurden erfüllt. Hier ist an erster Stelle der Erhalt des Denkmal-Charakters der Immobilie zu nennen. Unter „größtmöglicher Beachtung der Historie“, so Michael Worst, „werde man die Sanierung in kleinen, behutsamen Schritten vornehmen“. Ein Abriss ist ebenso ausgeschlossen, wie ein `vergammeln lassen´ oder eine Bebauung der Schlosswiese. Mit dem Verkauf wurden die zeitlichen Eckdaten der Sanierung festgelegt und die spätere Nutzung (größtenteils Wohnnutzung) festgeschrieben. „Die Schaffung von möglichst zahlreichen Wohneinheiten auf Biegen und Brechen streben wir nicht an“, erläutert Michael Worst die Pläne noch einmal, „alle Überlegungen und Planungen werden damit einhergehen, den Charakter des Besonderen zu bewahren“.

Als Vorsitzender der Vereinskartells freut mich die Einstellung der Käufer zu möglichen Festen im Schlosshof bzw. auf der Schlosswiese außerordentlich. Auch zukünftig wird das Weinfest auf der Schlosswiese stattfinden und das Schubkarrenrennen seinen Weg durch den Schlosshof bestreiten.

Selbstverständlich gibt es nicht nur lachende Augen. Im Tucherschloss hat sich in den vergangenen beiden Jahrzehnten Zug um Zug das Heimatmuseum entwickelt, welches nun neu organisiert werden muss. Hier kommt in den nächsten Monaten reichlich Arbeit auf uns zu. Bevor nun eine neue Heimat für den Großteil der Exponate gefunden werden muss, muss erst einmal alles gesichtet und dokumentiert werden. Aus mündlichen Überlieferungen ist bekannt, dass einige Exponate als Leihgaben im Heimatmuseum ausgestellt sind. Da uns nur wenige Verleiher namentlich bekannt sind, bitten wir um aktive Mithilfe bei der Aufklärung. Sollte Sie dem Heimatmuseum Exponate geliehen haben oder ist Ihnen ein Verleiher bekannt, informieren Sie uns bitte telefonisch unter 0911 / 570540-0 oder per Mail unter info@rueckersdorf.de.  

Auch bei der Frage zur Räumung des Anwesens kam uns der neue Besitzer entgegen. Der Gemeinde bleibt knapp ein Jahr Zeit, um die Gebäude besenrein zu übergeben.
 
Ihr
Johannes Ballas
Erster Bürgermeister

Rathaus & Gemeinderat

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